Berufliche Integration von ukrainischen Geflüchteten durch BOF : Datum:
Nicht mehr schulpflichtige Geflüchtete und Zugewanderte auf ihrem Weg in eine Ausbildung zu begleiten – das ist das Ziel des Programms „Berufliche Orientierung für Zugewanderte (BOF)“. Seit 2022 nehmen viele Geflüchtete aus der Ukraine an BOF-Kursen teil. Besonders erfolgreich war hierbei das Angebot der Handwerkskammer Schwerin.
BOF – praxisnah zur dualen Ausbildung
Die bis zu 26-wöchigen BOF-Kurse helfen den jungen Menschen, Ausbildungsberufe praxisnah kennenzulernen und Sprachkenntnisse zu vertiefen. In Lehrwerkstätten und im Betrieb können sie bis zu drei Berufe ausprobieren, damit sie wissen, welcher am besten zu ihnen passt.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert BOF zunächst bis Ende 2023. Bundesweit haben 2023 mehr als 70 Projektträger die BOF-Kurse angeboten.
Viele Frauen aus der Ukraine in BOF-Kursen
Bereits im Frühjahr 2022 besuchten bei mehreren Projektträgern die ersten Geflüchteten aus der Ukraine einen BOF-Kurs. Im Jahr 2022 lag ihr Anteil in den BOF-Kursen im Durchschnitt noch bei 10 Prozent, 2023 stieg er auf 20 Prozent. Die Nachfrage war mancherorts so groß, dass einige Träger sogar BOF-Kurse ausschließlich für Ukrainerinnen und Ukrainer angeboten haben.
Über zwei Drittel der Teilnehmenden aus der Ukraine sind Frauen. Da viele Mütter nur mit ihren Kindern nach Deutschland geflüchtet sind und nicht ausreichend Plätze für die Kinderbetreuung zur Verfügung stehen, bieten einige BOF-Träger ihre Kurse in Teilzeit an. Etwa jeder dritte ukrainische Teilnehmende besuchte 2022/2023 den Kurs in Teilzeit.
Gute Sprachkenntnisse als Grundlage für die Ausbildung
Neben praxisbezogenen Fachkenntnissen lernen die Teilnehmenden die Fachsprache. Gute Deutschkenntnisse werden für die Teilnahme an BOF-Kursen vorausgesetzt, sodass das Lernen auf einem hohen Niveau möglich ist. So baut BOF ein gutes Fundament für den Beginn einer dualen Ausbildung.
Motivation im Team plus individuelle Begleitung
Obgleich in der Gruppe gelernt und die Teamfähigkeit gefördert wird, steht jedes Individuum im Mittelpunkt. Eine sozialpädagogische Begleitung unterstützt ganz individuell, vermittelt passende Praktikums- und Ausbildungsplätze, fördert soziale und persönliche Kompetenzen.
Die Begleitung hilft grundsätzlich auch bei persönlichen Problemen weiter, da der Weg für eine Ausbildung erst dann frei ist, wenn die notwendigen Rahmenbedingungen gegeben sind. In der Betriebsphase verlassen die Teilnehmenden den geschützten Raum und damit die Gruppe, um mögliche Ausbildungsplätze und Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen.
Betriebe kennenlernen und bleiben
Bis Mitte Oktober 2023 konnten sich in Deutschland 385 ukrainische Geflüchtete durch die Teilnahme an einem BOF-Kurs beruflich orientieren. Im direkten Anschluss begannen 11 Prozent eine Ausbildung oder Einstiegsqualifizierung und 4 Prozent ein Praktikum. Voraussichtlich werden weitere Kursabsolventinnen und Kursabsolventen nach dem Abschluss von weiteren Sprach- oder Integrationskursen bzw. mit einer klaren Zukunftsperspektive eine duale Ausbildung beginnen – wie viele andere Geflüchtete, die langfristig in Deutschland leben wollen.
BOF in Schwerin
In den vergangenen zwei Jahren haben wir uns besonders um Flüchtlinge aus der Ukraine gekümmert", sagt Karyna Neugebauer, die BOF-Kurse zur Beruflichen Orientierung bei der Handwerkskammer Schwerin durchführt. Hier wurden sechs von zehn Teilnehmenden nach dem Kurs in eine Ausbildung vermittelt.
Netzwerk und langjährige Kontakte als ein wichtige Erfolgsgaranten
Zu der erfolgreichen Arbeit der Handwerkskammer Schwerin und der Gewinnung von Teilnehmenden hat das breite Netzwerkpartner beigetragen. Da die Projektmitarbeiterin aus der Ukraine stammt und die Sprache spricht, konnten die Ukrainerinnen und Ukrainern bereits kurz nach ihrem Ankommen in ihrer Muttersprache informiert werden.
Eine wichtige Rolle spielten zudem die Willkommenslotsen der Handwerkskammer Schwerin, die die jungen Menschen parallel zum BOF-Kurs bei ihrem Start in das Berufsleben unterstützen. Karyna Neugebauer betont des Weiteren, wie wichtig die langjährigen Erfahrungen der Handwerkskammer sind sowie die gute Zusammenarbeit zwischen Projektmitarbeitenden und Netzwerkpartnern. „Seit Jahren arbeiten wir mit Mitarbeitenden in den Jobcentern, den Ausländerbehörden, der AWO, den Bildungsträgern der Sprachkurse und den Betrieben der Region zusammen.“
Wichtig für die erfolgreiche Vermittlung der Handwerkskammer Schwerin war zudem der enge Kontakt zu Ausbildungsbetrieben. Neugebauer hebt hervor: „Die intensive Arbeit besonders mit unseren Mitgliedsbetrieben hat es ermöglicht, den Geflüchteten mehrere Praktikumsplätze anzubieten. Viele Firmen kannten das Projekt aus den vergangenen Jahren und wussten, dass sie hier Bewerber und damit auch Fachkräfte von morgen finden können.“
Hohe Vermittlungsquote
Da viele Geflüchtete in der Ukraine einen Ausbildungsberuf gelernt oder ein Studium abgeschlossen hätten und der Wunsch bestehe zu arbeiten, fiele ihre Vermittlung nach dem BOF-Kurs vergleichsweise leicht, erklärt Neugebauer. „Was fehlt, sind die deutschen Sprachkenntnisse. Während des BOF-Kurses konnten sie ihre Sprachkenntnisse verbessern und sich in ihrem neu gewählten oder bereits erlernten Beruf weiterentwickeln. Außerdem haben wir den Teilnehmern deutlich gemacht, wie wichtig interkulturelle Kompetenzen sind“, führt Karyna Neugebauer aus.
Nach Rückmeldungen vieler BOF-Träger zeichnet sich BOF durch einen hohen Klebeeffekt aus. So auch in Schwerin. „Fast alle ukrainischen Teilnehmer, die ihr Praktikum in den Betrieben absolviert haben, sind dortgeblieben und in die Ausbildung gegangen oder bekamen ein Jobangebot“, berichtet Neugebauer. „Sie werden bzw. wurden in den Berufen Friseur, Fachlagerist, Anlagenmechaniker und Kfz-Mechatroniker ausgebildet.“ Damit haben die jungen Menschen das Ziel von BOF erreicht.