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Aufbau von Ausbildungsberatung für Eltern über Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat (BZI) : Datum: Ort: {0} Ort: Berlin, Dresden, Erfurt

Ziel des Projektes „KAUSA-Transfer Elternarbeit @OST“ ist, eine erfolgreiche Beratungsstruktur für Eltern mit Flucht- und Migrationshintergrund zu etablieren und zu verankern. Ein neuer Instrumentenkoffer zur Elternarbeit, der auf langjährigen Erfahrungen, bewährten Materialien und Formaten basiert, erreicht neue Multiplikatoren: die Mitglieder kommunaler Ausländer-, Integrations- und Migrationsbeiräte.

Mitglieder des Migrantenrates der Hansestadt Rostock "MIGRO" und KAUSA-Projektleiterinnen
Veranstaltung des KAUSA-Transfer-Projekts für Mitglieder des Migrantenrates der Hansestadt Rostock © BZI

Eltern beeinflussen Berufswahl von Jugendlichen

Eltern sind für die meisten Kinder die wichtigsten Bezugspersonen. Sie wünschen für ihre Kinder eine gute Bildung und haben großen Einfluss auf die Berufswahl. Viele zugewanderte Mütter und Väter wissen allerdings nicht, welche Möglichkeiten bestehen. Kenntnisse fehlen vor allem bei denjenigen, die nicht in Deutschland aufgewachsen sind.

In Ostdeutschland leben vorwiegend Migrantinnen und Migranten der ersten Generation. Sie haben keine eigenen Erfahrungen mit dem deutschen Schul- und Bildungssystem gesammelt. Da in den meisten Ländern – wie in Deutschland – ein Abschluss an einer Hochschule das allerhöchste Ansehen genießt, ist ein Studium oft das oberste Ziel. Einige Jugendliche wollen hingegen gar keine Ausbildung, sondern sofort möglichst viel Geld verdienen. Dabei übersehen sie, dass eine qualifizierte Ausbildung sich längerfristig lohnt.

Ursprung des Projekts „Elternarbeit @OST“

In Thüringen und Dresden haben KAUSA-Projekte bisher über 400 Eltern beraten. Mit dem Projekt „Elternarbeit @OST“ transferieren das Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft e.V. (Träger der aktiven KAUSA-Landesstelle Thüringen) und das Bildungszentrum Lernen + Technik gGmbH (Träger der ehemaligen KAUSA-Servicestelle Region Dresden) ihre Erfahrungen und bewährten Instrumente systematisch auf Ausländer-, Integrations- und Migrationsbeiräte sowie in andere Regionen. Ziel der beiden KAUSA-Projekte, auf denen das KAUSA-Transfer-Projekt „Elternarbeit @OST“ basiert, war bzw. ist die Gewinnung von Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund für die duale Ausbildung. Zielgruppen waren bzw. sind dabei nicht nur junge Menschen, sondern auch Eltern und Unternehmen. 

Die Netzwerkarbeit der KAUSA-Projekte hat gezeigt, dass die Eltern über Integrationsbeiräte gut erreicht werden können. Das Bildungszentrum Lernen + Technik ist seit vielen Jahren auf kommunaler Ebene vernetzt, unter anderem mit dem Integrations- und Ausländerbeirat Dresden, der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE), Sprachschulen und Migrantenvereinen. Der Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft e. V. agiert als KAUSA-Landesstelle in ganz Thüringen sowie auf kommunaler Ebene. Netzwerkpartner sind beispielsweise der Ausländerbeirat Erfurt, der Migrations- und Integrationsbeirat Jena, Migrantenselbstorganisationen, Schulen, Sprachschulen und Volkshochschulen.

Transfer über Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat (BZI)

Das KAUSA-Transfer-Projekt setzt auf bestehenden Kontakten auf. Über den Projektpartner Förderverein des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrats e. V. werden weitere Integrationsbeiräte angesprochen.

Der BZI ist der Zusammenschluss von Landesorganisationen kommunaler Integrations-, Migrations- und Ausländerbeiräte. Seine Mitglieder, die kommunalen Integrationsbeiräte, sind in den meisten Bundesländern vertreten. Sie repräsentieren Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern, vor allem Drittstaatsangehörige ohne politische Partizipationsrechte. Die ehrenamtlichen Mitglieder der Beiräte bündeln Wissen und Erfahrungen zahlreicher migrantischer Communities und fungieren bei vielen Themen als beratende Instanz. Der BZI kann etwa 6.000 Menschen erreichen, die in rund 400 kommunalen Integrationsbeiräten für Migrantinnen und Migranten politisch aktiv sind.

Über den BZI kann die Elternarbeit der KAUSA-Projekte dauerhaft in mehreren Bundesländern und vielen Kommunen verankert werden. Die Beratungsstruktur für Eltern, die mit dem Projekt aufgebaut wird, kann so dauerhaft bestehen. Mehrere Faktoren tragen zum Erfolg bei: Das große ehrenamtliche Engagement der Beiratsmitglieder sowie ihre Kontakte zu Communities und Selbstorganisationen von Migrantinnen und Migranten. Aufgrund ihrer Herkunft, ihrer eigenen Einwanderungserfahrung und Sprachkenntnisse fällt es ihnen leicht, ein Vertrauensverhältnis zu den Eltern aufzubauen und eine bedarfsgerechte Beratung anzubieten. Die Mitglieder der Beiräte werden sich zum einen direkt an die Eltern richten, zum anderen an migrantische Communities und Organisationen, in welche die Eltern eingebunden sind. Entscheidend sind hierbei vertrauensvolle Kontakte und persönliche Botschaften.

Bewährtes weitergeben – Instrumentenkoffer zur Elternarbeit

Was sich in der Elternarbeit der KAUSA-Projekte bewährt hat, wird aufbereitet und transferiert. Aus der Sammlung von erprobten Konzepten zur Beratung und Ansprache von Eltern mit Flucht- und Migrationshintergrund, von Veranstaltungsformaten und Informationsmaterialien entsteht ein Instrumentenkoffer zur Elternarbeit. Vorgestellt werden Veranstaltungen wie Eltern-Informationstage bei Väter- und Frauentreffs, Eltern-Cafés, Betriebserkundungen für Eltern oder Interkulturelle Elternabende an Schulen und Bildungseinrichtungen. Die Materialien informieren über das Bildungssystem in Deutschland und die duale Ausbildung – über Voraussetzungen, Chancen, Vorteile und Karrieremöglichkeiten. Sie zeigen, wie der Weg in die Ausbildung verlaufen und wer bei Problemen während der Ausbildung weiterhelfen kann.

Besonders beachtet werden die Anforderungen der Zielgruppe: Inhalte werden in Einfacher Sprache vermittelt, wobei keine oder nur geringe Kenntnisse des Bildungssystems vorausgesetzt werden. Grundsätzlich berücksichtigt werden kulturelle Aspekte unterschiedlicher Herkunftsländer. Die Materialien werden so überarbeitet, dass sie gestaltungsoffen sind und eine einfache Anpassung an die Besonderheiten neuer Regionen oder Bundesländer möglich ist. Für die einzelnen Zielregionen müssen unter anderem die Kontaktdaten angepasst werden, beispielsweise von IHK, HWK oder Jobcentern. Bei Erklärungen des Schulsystems ist auf die landestypischen Besonderheiten einzugehen.

Den Instrumentenkoffer publiziert der BZI auf seiner Website und stellt ihn sowohl den Mitgliedern des BZI – den Landesverbänden und kommunalen Migrationsbeiräten – als auch der Öffentlichkeit zur Verfügung.

In welchen Orten die Beiräte angesprochen werden

An dem Projekt beteiligt sind zunächst die Beiräte von Dresden, Erfurt, Jena und Rostock sowie der Beirat von Schwerin, der sich noch in der Gründungsphase befindet. Da in der Bundeshauptstadt bereits ein gutes Beratungsangebot für Menschen mit Migrationshintergrund besteht, wird anstelle von Berlin der Landkreis Barnim sowie Potsdam eingebunden und damit neben Thüringen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern auch das Land Brandenburg. Auch nach Ablauf des Transfer-Projekts sollen über den BZI bundesweit weitere kommunale Vertretungen von Migrantinnen und Migranten erreicht werden.

Schulung, Begleitung und Mentoring in drei Phasen

Die Vertretungen der Integrationsbeiräte werden in mehreren Phasen auf die Elternarbeit vorbereitet:

1. Phase: Projektvorstellungen in Sitzungen der Beiräte

Die Projektträger informieren in einer Beiratssitzung über das Projekt „KAUSA-Transfer Elternarbeit @OST“. Sie vermitteln, welche Bedeutung die Beratung von Eltern für die berufliche Zukunft junger Migrantinnen und Migranten hat. Des Weiteren geben sie einen Überblick über die duale Ausbildung und die geplante Beratung.

In dieser Phase gewinnen die KAUSA-Projektträger interessierte Beiratsmitglieder für die Elternarbeit.

2. Phase: Schulung von interessierten Beiratsmitgliedern

Beiratsmitglieder, die in der Elternarbeit mitwirken wollen, nehmen an einer Schulung teil. Hier erhalten sie detaillierte Informationen zu Beratungskonzepten, Veranstaltungen, Materialien und Konzepten zur Elternarbeit. Vermittelt wird fachliches, methodisches sowie praktisches Wissen, wobei der inhaltliche Schwerpunkt auf dem Thema Ausbildung liegt und der Rolle der Eltern bei der Entscheidungsfindung ihrer Kinder. Zudem geht es um die konkrete Anwendung des erworbenen Wissens in der Praxis und die erfolgreiche Nutzung der im Projekt entwickelten Materialien. Die Schulungen führen Mitarbeiterinnen des Bildungszentrum Lernen + Technik gGmbH und des Bildungswerks der Thüringer Wirtschaft e.V. für kleine Gruppen durch. Ergänzend ist ein Erfahrungsaustausch zur Elternarbeit vorgesehen.

3. Phase: Praktische Umsetzung

Das erworbene Wissen wird von den geschulten Beiratsmitgliedern eingesetzt. Sie organisieren Veranstaltungen für die Eltern und führen diese durch. Denkbar sind beispielsweise Eltern-Informationstage bei Väter- und Frauentreffs. Zum praktischen Teil gehören auch die Einzelberatungen der Eltern, die entweder im Anschluss an die Veranstaltungen oder in extra Einzelterminen angeboten werden.

Die Beiratsmitglieder werden anfangs bei der Durchführung von Veranstaltungen für die Eltern und den Beratungen unterstützt. Für das Mentoring und die Begleitung der Elternarbeit sind die Projektträger zuständig.

Erfolgreiche Elternarbeit

Wie Eltern erreicht werden können

Die Eltern können gut über ihre Communities erreicht werden, wo sie sich regelmäßig treffen, ihre Muttersprache gesprochen wird und Vertrauen besteht. In dem Projekt erfolgt die Ansprache der Eltern vorwiegend über Migrantenselbstorganisationen und migrantische Communities. Die kommunalen Strukturen sowie die Akteure der Migrationsarbeit sind dabei eine gute Unterstützung.

Die Beiratsmitglieder sind bereits in die Communities eingebunden und erreichen die Eltern über verschiedene, niedrigschwellige Kanäle. Dabei ist nicht die „Form“ des Mediums bzw. des Kanals entscheidend, sondern dass bei der Ansprache die Bedürfnisse und Anliegen der Zielgruppe berücksichtigt werden und Informationen in verschiedenen Sprachen zur Verfügung stehen.

Neben der direkten Ansprache können die Beiratsmitglieder die Eltern auf unterschiedlichsten Wegen erreichen, beispielsweise über mehrsprachige Websites oder Social Media-Kanäle (wie Facebook, Instagram), lokale Zeitungen oder Radiosender, Flyer oder Plakate in Schulen und Kindergärten. Eltern sind gut erreichbar: an Schulen, in Beratungsstellen, in Frauen- und Familienzentren, über religiöse Gemeinschaften, auf kulturellen Veranstaltungen oder in Gemeinschaftsunterkünften. Wann sie am besten erreicht werden können, hängt von den familiären und beruflichen Situationen ab.

Eine geschlechtsspezifische Einschränkung bei der Ansprache der Eltern gibt es nicht. Zu berücksichtigen ist, dass insbesondere geflüchtete Frauen die Angebote wahrnehmen.

Wie Veranstaltungen gelingen

Voraussetzung für erfolgreiche Veranstaltungen ist die gute Organisation und Bewerbung der Termine. Eine vertrauensvolle Atmosphäre ist wesentlich für einen offenen Austausch. Dabei müssen die sprachlichen Kompetenzen sowie die familiäre Situation der Eltern berücksichtig werden. Bei Bedarf sind Übersetzung und Kinderbetreuung anzubieten. Die zeitliche Flexibilität ist ein weiterer wichtiger Faktor, der zum Erfolg beiträgt. Bei der Planung von Terminen ist zu berücksichtigen, dass die Beiräte ehrenamtlich aktiv sind. Damit alle teilnehmen können, sollten daher Veranstaltungen auch am Abend und an Wochenenden stattfinden.

Gute Beratung für Eltern mit Flucht- und Migrationshintergrund

Eine erfolgreiche Beratungsstruktur für Eltern sollte bedarfsorientiert, kompetent und niedrigschwellig sein. Die Beratung sollte in der Lage sein, Eltern an Ressourcen und Stellen weiterzuleiten, um individuelle Bedarfe zu decken. Für die Verweisberatung sollte deshalb ein Netzwerk von vertrauenswürdigen Beratungsstellen aufgebaut werden.

Grundsätzlich spielt Vertrauen eine wesentliche Rolle bei der Kommunikation. Die Elternarbeit erfordert zudem Offenheit, Toleranz, Sensibilität, Verständnis und Akzeptanz für andere Kulturen und verschiedene Lebenssituationen.

Strukturelle Barrieren sind zu berücksichtigen, die den Migrantinnen und Migranten den Zugang zur dualen Ausbildung erschweren. Rassismus und Diskriminierung im Bewerbungsprozess und in Betrieben sowie institutionelle Hürden bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse hindern viele Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund daran, einen Ausbildungsberuf zu erlernen. Außerdem sind aufenthaltsrechtliche Unsicherheiten zu beachten, da sie den Einstieg in eine duale Berufsausbildung verzögern oder sogar verhindern können.

Beratung in Gruppen oder im Einzelgespräch

Zu empfehlen sind sowohl Beratungen in Gruppen als auch im Einzelgespräch. In Gruppenberatungen werden eher allgemeine Fragen besprochen. Dieses Format bietet die Möglichkeit zum Austausch und vermittelt den Eltern ein Gemeinschaftsgefühl. Herausforderungen der beruflichen Integration ihrer Kinder können sie so gemeinsam bewältigen. Oft ist es sinnvoll, zunächst eine Gruppenberatung anzubieten und anschließend in Einzelgesprächen auf individuelle Fragen einzugehen.

Ob die Teilnahme der Kinder an den Beratungsgesprächen sinnvoll ist, hängt von den Schwerpunkten ab. Geht es um die Berufliche Orientierung und Ausbildung, ist die Anwesenheit der Kinder wünschenswert. Bei der Frage, wie Eltern ihre Kinder bei der Berufswahl und Integration in die Ausbildung unterstützen können, ist die Anwesenheit der Kinder hingegen nicht erforderlich.

Dauerhaft Beratungsstrukturen für Eltern schaffen

Mit der Einbindung des BZI können die erarbeiteten Materialien und Instrumente langfristig und bundesweit weitergegeben werden. Der BZI hat die berufliche Bildung und duale Berufsausbildung mit dem Start des KAUSA-Transfer-Projektes in sein Themenspektrum aufgenommen und beabsichtigt, die Elternarbeit über die Projektlaufzeit hinaus zu fördern.

Die kommunalen Beiräte wissen, wie wichtig das Thema berufliche Bildung ist. Denn: Bildung ist der Schlüssel zu gleichberechtigter gesellschaftlicher Teilhabe. Viele Integrations- und Ausländerbeiräte sind bereits Ansprechpartner für die Eltern.

Durch den Wissens- und Erfahrungstransfer an die ehrenamtlichen Strukturen wird die Verankerung der Elternarbeit sichergestellt. Die Projektmaterialien werden auf der BZI-Website veröffentlicht.

Förderung von KAUSA-Projekten

Gefördert wird das KAUSA-Transfer-Projekt „Elternarbeit @Ost“ vom 1. Mai 2022 bis 31. Oktober 2023 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative Bildungsketten. Projektverantwortliche sind das Bildungszentrum Lernen + Technik gGmbH (Träger der bisherigen KAUSA-Servicestelle Region Dresden), Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft e.V. (Träger der KAUSA-Landesstelle Thüringen) und der Förderverein des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrats e. V. (BZI).

Ein wesentliches Ziel von KAUSA-Projekten ist die Unterstützung von Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund auf dem Weg zur Ausbildung. KAUSA-Transfer-Projekte basieren auf der Arbeit der ehemaligen KAUSA-Servicestellen, die das BMBF bis zum 31. Juli 2022 über das Ausbildungsstrukturprogramm JOBSTARTER plus gefördert hat. Bundesweit gibt es zurzeit acht KAUSA-Transfer-Projekte mit verschiedenen Schwerpunkten in unterschiedlichen Regionen.

Links

KAUSA-Transfer Elternarbeit @Ost in Bildungsketten-Projektlandkarte

Materialien zur Elternarbeit des KAUSA-Transfer-Projekts Elternarbeit @Ost

KAUSA-Projekte