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KAUSA-Landesstelle Hamburg gewinnt Eltern für duale Ausbildung : Datum: Ort: {0} Ort: Hamburg

Mit zahlreichen Kooperationspartnern informiert die KAUSA-Landesstelle Hamburg Mütter und Väter mit Migrationshintergrund über die duale Ausbildung. Als neues Format hat sich der zweisprachige digitale Elternabend bewährt.

Frauen sprechen in Müttercafé über das Thema Ausbildung
© ASM e.V.. (Fotograf: Jörg Müller)

Einfluss von Eltern mit Migrationshintergrund auf Berufswahl

Eltern spielen eine entscheidende Rolle bei der Beruflichen Orientierung. Die meisten Mütter und Väter mit Migrationshintergrund wünschen, dass ihr Kind studiert, da ein akademischer Abschluss für eine gute berufliche Zukunft, Karriere und Ansehen steht. Selbst wenn sich ihr Kind für eine Ausbildung entscheidet, drängen die Eltern es an die Hochschule. Ein Studium oder eine schulische Ausbildung sind bei Migrantinnen und Migranten anerkannter als eine Lehre in einem Betrieb. Denn in Ländern wie Syrien oder Afghanistan werden junge Menschen ausschließlich praktisch in einer Schneiderei, Tischlerei oder einem anderen Betrieb angelernt – ohne Vorgaben, Lehrpläne oder Vermittlung von ergänzender Theorie in einer Berufsschule.

Digitale Elternabende mit Jugendberufsagentur

Insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund ist nicht bekannt, welche Möglichkeiten eine duale Ausbildung bietet und dass es weit über 300 Ausbildungsberufe gibt. Daher hat die KAUSA-Landesstelle Hamburg gemeinsam mit der Jugendberufsagentur (JBA) an Elternabenden über das System der dualen Berufsausbildung informiert. Die Elternabende wurden online vom 9. bis 15. Mai 2022 in verschiedenen Sprachen angeboten: auf Arabisch, Farsi, Türkisch, Französisch, Englisch sowie auf Deutsch.

Kooperation von Jugendberufsagentur und KAUSA-Landesstelle

Die Jugendberufsagentur hat die KAUSA-Landesstelle Hamburg gezielt angesprochen, um die Veranstaltungsreihe gemeinsam durchzuführen. Sie arbeitet seit mehreren Jahren mit dem Projekt zusammen und weiß das zuverlässige, engagierte KAUSA-Team zu schätzen. Die KAUSA-Landesstelle hat einen guten Zugang zu der Zielgruppe und ist in der Lage, Menschen mit Migrationshintergrund das komplexe Thema Ausbildung einfach und anschaulich zu vermitteln. Denn viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projektträgers ASM e.V. (Arbeitsgemeinschaft selbstständiger Migranten) kommen aus anderen Ländern, kennen deren Kulturen und sprechen fließend zahlreiche Sprachen.

Den Elternabend haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KAUSA-Landesstelle gemeinsam mit der JBA vorbereitet und durchgeführt – von der Einladung bis zur Präsentation. Den Vortrag hat eine Mitarbeiterin der JBA auf Deutsch gehalten, das KAUSA-Team hat nach zwei bis drei Folien auf Arabisch, Farsi, Türkisch und Englisch übersetzt. An dem französischsprachigen Elternabend hat eine pensionierte Französischlehrerin ehrenamtlich mitgewirkt.

Einladung über Partner und Netzwerk – Smartphones als Erfolgsfaktor

Die Eltern hat die KAUSA-Landesstelle Hamburg über ihre Kooperationspartner und ihr Netzwerk eingeladen, über Migrantenorganisationen, Vereine, Initiativen und Mentoring-Projekte, zum Beispiel über YAPA, einen deutsch-afrikanischen Verein, der die beruflichen Bedürfnisse von jungen Menschen in Deutschland vertritt, über den Hamburger Verein SchlauFox, der bessere Bildungschancen ermöglichen möchte, oder über den Verein Hamburger mit Herz e.V., der die Integration von Geflüchteten unterstützt. Die Migrantenorganisationen und anderen Partner haben die Eltern über ihre Verteiler eingeladen. Viele der Vereine verfügen über keine eigene Website und haben daher über Facebook oder Whats-App informiert. Ein Mitarbeiter der KAUSA-Landesstelle ist in eine Flüchtlingsunterkunft gegangen, um die Menschen dort persönlich einzuladen. Auf diesem Wege konnten zahlreiche Mütter und Väter aus Afghanistan und arabischsprachigen Ländern erreicht werden.

Alle Kooperationspartner betonten, dass ein hoher Beratungsbedarf zur dualen Ausbildung für Menschen mit Migrationshintergrund bestehe. Das Interesse an den Veranstaltungen war groß. Im Durchschnitt nahmen etwa 30 Personen an jedem Elternabend teil. Etwa zwei Drittel der Teilnehmenden waren Mütter, etwa ein Drittel Väter. Auch einzelne Kinder waren dabei.

Sowohl bei der Einladung als auch bei der Veranstaltung zeigte sich, wie wichtig Smartphones sind. Interessierte erhielten einen QR-Code, über den sie direkt zu dem Elternabend gelangen konnten. Viele Mütter und Väter haben über mobile Geräte teilgenommen, da sie über keine andere technische Ausstattung verfügen. In den Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete verfolgten drei bis vier Personen den Elternabend über ein einziges Smartphone. Andere Eltern, die über keinen eigenen Internet-Zugang verfügen, haben in den Räumen ihres Vereins an der Veranstaltung teilgenommen.

Von Vorteilen überzeugt – Befürchtungen ausgeräumt

In 90 Minuten stellten die Jugendberufsagentur und die KAUSA-Landesstelle die duale Ausbildung und deren Vorteile vor – in Deutsch und einer weiteren Sprache. Sie erläuterten, warum diese Art der Ausbildung weltweit hohes Ansehen genießt. Der Vortrag zeigte, dass nach einem erfolgreichen Berufsabschluss eine Übernahme in ein festes Arbeitsverhältnis möglich ist und zudem zahlreiche Möglichkeiten zur Weiterentwicklung bestehen. Deutlich wurde, dass eine Ausbildung eine gute Qualifikation ist und in Deutschland ein abgeschlossenes Studium nicht immer als solches anerkannt wird. Je nach Herkunftsland kann zum Beispiel ein Studium im Ingenieurwesen einer Ausbildung als Elektroniker entsprechen.

„Warum bilden Betriebe überhaupt aus? Was ist ihr Interesse?“, wollten einige Teilnehmer wissen. Die Eltern erfuhren, dass ein Ausbildungsgehalt festgelegt ist, Lerninhalte vorgeschrieben sind und Theorie in der Berufsschule vermittelt wird. Damit konnte ihnen ihre Angst genommen werden, dass ihre Kinder in dem Betrieb nur ausgenutzt werden. Nach dem Vortrag konnten die Mütter und Väter ihre Fragen stellen. Sie interessierte unter anderem, mit welchem Schulabschluss ihr Kind einen Ausbildungsplatz bekommt, wie sie eine Berufsausbildung finden und ob es eine Altersgrenze gibt. Zum Abschluss verwiesen die Jugendberufsagentur und die KAUSA-Landesstelle Hamburg auf ihre individuellen Beratungsangebote.

Fortsetzung der digitalen Elternabende geplant

Die digitalen Elternabende sind so erfolgreich verlaufen, dass eine Wiederholung der Veranstaltungsreihe von der KAUSA-Landesstelle Hamburg und Jugendberufsagentur im Herbst 2022 geplant ist. Das bewährte Format bleibt erhalten, nur kleine Änderungen sind vorgesehen. So soll direkt nach jeder Folie übersetzt werden. Der Elternabend soll in weiteren Sprachen angeboten werden, auf Ukrainisch, Russisch und Twi. Zur Übersetzung der afrikanischen Sprache Twi wird der Verein YAPA eingebunden. Damit reagiert die KAUSA-Landesstelle flexibel auf den Bedarf und die Wünsche von Menschen mit Migrationshintergrund.

Weitere Angebote der KAUSA-Landesstelle Hamburg für Eltern

Der Besuch von Eltern an ihren Treffpunkten ist eine gute Möglichkeit für das KAUSA-Team, um über die duale Ausbildung zu informieren. So kommen die Beraterinnen und Berater beispielsweise zu dem Mütterfrühstück, in das Jobcafé oder Elterncafé in die Stadtviertel, wo viele Menschen mit Migrationshintergrund leben. Diese Treffen finden unter anderem im Mehrgenerationenhaus oder beim Interkulturellen Familienbund statt; das KAUSA-Team ist hier auf Wunsch zu Gast.

Multiplikatoren mit Migrationshintergrund geben nach einer Schulung durch die KAUSA-Landesstelle ihr Wissen weiter. Sie sollen Eltern, aber auch Jugendliche beispielsweise im Eltern-, Mütter- oder Jobcafé rund um das Thema Ausbildung informieren. Die mehrstündigen Schulungen zur Vorbereitung der ehrenamtlichen Tätigkeit bietet das KAUSA-Team in migrantischen Communities an. Wichtig sind hierbei persönliche Kontakte und das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im ASM e.V., dem Projektträger der KAUSA-Landesstelle. Herausragend ist das Engagement von einer Mitarbeiterin, die sich noch genau an ihre Situation erinnern kann, als sie vor einigen Jahren nach Deutschland gekommen ist. Sie geht selbst in die Cafés migrantischer Communities und gibt erfolgreich Informationen im Schneeballsystem weiter. Einfach, weil sie auch Hilfe erhalten hatte.

Links

KAUSA-Landesstelle Hamburg

KAUSA-Projekte

Artikel "Erfolgreiche Netzwerkarbeit am Übergang Schule – Beruf"