Regionale Berufetage erfolgreich organisieren : Datum:
Die KAUSA-Landesstelle Sachsen-Anhalt hat ausbildungsinteressierten Jugendlichen durch die Regionalen Berufetage die Möglichkeit gegeben, unterschiedliche Betriebe kennenzulernen. KAUSA-Projektkoordinator Thomas Groß berichtet in einem Interview darüber und gibt Tipps zur Organisation.
Interview mit Thomas Groß, Projektkoordinator der KAUSA-Landesstelle Sachsen-Anhalt am Standort Dessau-Roßlau
Seit wann führt die KAUSA-Landesstelle Sachsen-Anhalt die Regionalen Berufetage durch?
Wir haben mit dem Regionalen Berufetag im April 2022 begonnen, um nach der Corona-Pandemie wieder persönliche Begegnungen zu ermöglichen. Seitdem findet die Veranstaltung einmal im Jahr in IHK-Bildungszentren statt. In diesem Jahr haben wir den Regionalen Berufetag erstmals an 3 Standorten im Süden von Sachsen-Anhalt durchgeführt – in Weißenfels am 11. Februar, in Dessau-Roßlau am 25. Februar und in Halle an der Saale am 11. März 2025.
Die Regionalen Berufetage organisiert das Team von der KAUSA-Landesstelle Sachsen-Anhalt Süd allein. Mit der Reservierung der Räume und Bereitstellung der Infrastruktur war zusätzlich die IHK Bildungszentrum Halle-Dessau GmbH eingebunden.
Richten sich die Regionalen Berufetage ausschließlich an Jugendliche mit Migrationshintergrund?
Die Veranstaltung wird überwiegend von Jugendlichen mit Migrationshintergrund besucht; aber nicht ausschließlich, weil wir viele Sekundarschulen ansprechen. Ich schätze, dass Migrant*innen etwa zwei Drittel der Besucher*innen ausmachen und dass die meisten von ihnen aus muslimischen Ländern kommen, zum Beispiel aus Syrien. Ukrainer*innen waren die zweitstärkste Gruppe.
Wie hat das KAUSA-Team die Betriebe als Aussteller gewonnen?
Die Betriebe aus der Region haben wir per E-Mail eingeladen. Wir hätten nach rund 2 Wochen telefonisch nachgefasst. Das war aber gar nicht nötig, da alle Ausstellerplätze in diesem Zeitraum schon vergeben waren.
Welche Unternehmen haben Sie eingeladen?
Wir versuchen bei der Auswahl auf eine gleichmäßige Verteilung der verschiedenen Branchen zu achten, damit die Regionalen Berufetage für möglichst viele junge Menschen attraktiv sind. Berücksichtigt haben wir unter anderem Industrie, Handwerk, Lebensmittel und Pflege. Es wurden überwiegend kleine und mittlere Unternehmen eingeladen, aber nicht ausschließlich, weil ja viele regionale Betriebe zu größeren Konzernen gehören.
Insgesamt 40 Unternehmen haben sich in diesem Jahr an den 3 Regionalen Berufetagen beteiligt und über 53 Ausbildungsberufe informiert. Davon haben 2 Unternehmen an 2 Standorten teilgenommen. Außerdem war die Bundesagentur für Arbeit an einem Infostand vertreten.
Wie hat die KAUSA-Landesstelle die Unternehmen auf die Regionalen Berufetage vorbereitet?
Den Unternehmen haben wir in der Einladungs-E-Mail das Konzept der Veranstaltung erklärt. Es wurde betont, welche Gruppen überwiegend vor Ort sein werden: Schüler*innen aus der 8. und 9. Klasse der Sekundarschule und aus BVJ-Klassen, also dem Berufsvorbereitungsjahr, Sprachschulgruppen und einzelne Teilnehmer*innen aus Projekten, Kund*innen des Jobcenters und der regionalen Integrationsdienste. Verdeutlicht wurde, dass Menschen mit Migrationshintergrund die größte Anzahl der Teilnehmenden ausmachen.
Wie können Unternehmen die Jugendlichen besonders gut erreichen und für eine Ausbildung gewinnen?
Die Unternehmen müssen die Jugendlichen während der Veranstaltung aktiv ansprechen, weil sich viele junge Menschen mit der persönlichen Kontaktaufnahme schwertun. Dabei hilft es, wenn die Betriebe einen eigenen Auszubildenden aus dem 2. oder 3. Lehrjahr mitbringen. Die Kommunikation funktioniert dann auf Augenhöhe und wird leichter. Daneben hilft es, wenn die jungen Besucher*innen am Ausstellungsstand etwas Praktisches ausprobieren oder mit den Händen anfassen können.

Auf welchem Weg hat die KAUSA-Landesstelle die Jugendlichen über die Regionalen Berufetage informiert?
Die Jugendlichen haben wir größtenteils über Schulen erreicht. Wir haben die Schulen eingeladen, mit Schülergruppen am Regionalen Berufetag im Rahmen einer Exkursion teilzunehmen. In Weißenfels wurde die Einladung auch über ein sehr aktives Migrationsnetzwerk gestreut. Dadurch wurde ein Träger auf die Veranstaltung aufmerksam. Er hat dann mehrere Gruppen von verschiedenen Projekten zum Regionalen Berufetag geschickt.
In BVJ-Klassen, wo der Anteil von Migrant*innen besonders hoch ist, haben wir im Vorfeld ausführlich über die duale Ausbildung informiert. Dabei haben wir auf den Regionalen Berufetag hingewiesen, das Konzept der Ausbildungsmesse erklärt und für die Veranstaltung geworben.
Für jede Veranstaltung haben wir ein Plakat gestaltet, das als Download-Datei auf unserer Website zur Verfügung stand.
Haben die Jugendlichen den Regionalen Berufetag freiwillig besucht?
Die meisten kamen im Klassenverband. Der Besuch des Regionalen Berufetags war für sie eine Exkursion zur Berufsorientierung während der Unterrichtszeit. Insofern war die Freiwilligkeit eingeschränkt. Ein kleiner Anteil wurde zu einer bestimmten Uhrzeit von den Schulen freigestellt, um die Veranstaltung selbständig besuchen zu können. Wenige Besucher*innen hatten eine Einladung vom Jobcenter bekommen, mit der Bitte den Regionalen Berufetag zu besuchen.
Was sollten Lehrkräfte bei der Vorbereitung der jungen Menschen beachten?
Wir empfehlen vor der Veranstaltung die Übersicht der Ausstellerfirmen durchzugehen, die angebotenen Ausbildungsberufe anzusehen und die inhaltlichen Schwerpunkte der verschiedenen Ausbildungsberufe zu analysieren. Besonders wichtig ist, dass die Stärken und Interessen der einzelnen Schüler*innen bekannt sind. Es macht Sinn, dass sich die Schüler*innen auf wenige Betriebe konzentrieren, sich zum Beispiel nur mit 5 bis 10 Betrieben befassen. Dann können sich die Jugendlichen besser vorbereiten und mit den Betrieben intensivere Gespräche führen.
Wie hat die KAUSA-Landesstelle die Vorbereitung der Jugendlichen unterstützt?
Die Vorbereitung auf den Regionalen Berufetag lief über die Schulen und wurde dort mit unterschiedlicher Intensität durchgeführt. In vielen Schulen ist das Thema „Berufsorientierung“ fester Unterrichtsbestandteil. Wir haben zur Vorbereitung den Schulen und damit den Jugendlichen Übersichtsblätter mit den beteiligten Ausstellern und den angebotenen Ausbildungsberufen zur Verfügung gestellt.
Auf unserer Website haben wir zu jedem Regionalen Berufetag eine extra Seite mit den ausstellenden Unternehmen und Links zu ihren Karriereseiten erstellt. Hier waren auch die möglichen Ausbildungsberufe in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet. Über einen Link zu planet-beruf.de konnten sich die Jugendlichen über jeden Beruf informieren.
Wie konnten sich die jungen Menschen auf der Veranstaltung informieren?
Die Informationen zu den Betrieben und Ausbildungsangeboten wurden im persönlichen Gespräch vermittelt. In den Innenräumen gab es leider weniger Möglichkeiten etwas Praktisches zu zeigen oder auszuprobieren. Mehr Praxisbezug könnten wir bei anderen Bedingungen, im Außengelände und in einer wärmeren Jahreszeit, herstellen.
Was hat ihnen besonders gefallen?
Insgesamt hat den Besucher*innen die gute Durchmischung der Betriebe und Ausbildungsangebote gefallen. Die Veranstaltung ist lokaler und persönlicher ausgerichtet als eine große, überregionale Ausbildungsmesse. Den Jugendlichen sind einige Betriebe bereits bekannt, weil sie ihren Firmensitz in der Region haben. Viele Jugendliche kennen sie aus Erzählungen von Verwandten, Bekannten oder Freund*innen.
Ein Vorteil für die Schüler*innen ist, dass die Veranstaltung während der Schulzeit stattfindet. Das ist aber auch ein Vorteil für die Unternehmen, weil ihre Mitarbeiter*innen den Stand tagsüber betreuen, also nicht am Abend oder Wochenende.
Was haben die jungen Menschen gefragt und erfahren?
In den Gesprächen ging es oft um die Inhalte des Ausbildungsberufes. Dabei wurde deutlich, dass sich einige Berufe in den letzten Jahren stark geändert haben. So sind zum Beispiel die Anforderungen an Kfz-Mechatroniker inzwischen anders als vor 10 Jahren, weil ein moderner PKW quasi ein rollender Computer mit Elektroantrieb ist. Auch die Frage nach der Höhe der Ausbildungsvergütung spielte eine wichtige Rolle. Viele habe sich nach der zuständigen Berufsschule erkundigt und nach den Anfahrtswegen zur Schule und zum Betrieb. Außerdem wurde häufig nach der Ausbildungsdauer, der täglichen Arbeitszeit und Aufstiegschancen gefragt.
Wie haben die Jugendlichen Informationen auf der Veranstaltung gesammelt?
Wir haben den Schulen Übersichtsblätter mit den beteiligten Ausstellern und den angebotenen Ausbildungsberufen für die Schüler*innen zur Verfügung gestellt. Die Blätter wurden von vielen Besucher*innen auf den Regionalen Berufetagen für Notizen genutzt. Darüber hinaus haben einige Schulen ihren Schüler*innen Aufgaben gestellt, die anschließend im Unterricht besprochen und ausgewertet wurden. Bei den Gesprächen wurden gerne die Prospekte der Unternehmen mitgenommen.
Waren die Regionalen Berufetage ein Erfolg?
Ja, in diesem Jahr wurden sie von über 900 jungen Menschen besucht. Etwa 40 Aussteller haben sich beteiligt. Die Unternehmen und Jugendlichen konnten einige vielversprechende Kontakte knüpfen. So wurden mehrere Vorstellungstermine bereits während der Veranstaltung vereinbart.
Von Unternehmen und Schulen wurden die Regionalen Berufetage durchweg positiv bewertet. So erhielten wir von den Unternehmen ein positives Feedback zur guten Organisation, zur hohen Anzahl der Besucher*innen und zeitlichen Staffelung der Besuchergruppen, die wir vorgesehen hatten, damit es nicht zu größeren Staus der Besucher*innen an den Ständen kommt.
Gut angekommen sind außerdem unsere Broschüren „Ausbildung und Migration“ für Jugendliche und Unternehmen, die das Jobcenter nun für seine Beratungen einsetzen will. Diese Broschüren informieren zum Beispiel über den Aufenthaltsstatus und geben Tipps zum Thema Zuwanderung und zu Fördermöglichkeiten.
Tipps
Worauf ist bei der Organisation der Regionalen Berufetage zu achten?
Tipps zur Vorbereitung einer solchen Veranstaltung hat die KAUSA-Landesstelle Sachsen-Anhalt in einer Checkliste zur Vorbereitung / Organisation eines Regionalen Berufetags zusammengestellt.
Links
Checkliste zur Vorbereitung / Organisation eines Regionalen Berufetags
Broschüre "Ausbildung und Migration, Hinweise und Tipps für Unternehmen"
Broschüre "Ausbildung und Migration, Hinweise und Tipps für Jugendliche"