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IBA Digital – Betriebspraktika begleiten und gestalten

Lernaufgaben lösen, Berichtsheft führen, Feedback geben: Das Online-Tool der Integrierten Berufsausbildungsausvorbereitung - IBA Digital - erleichtert die Organisation von Betriebspraktika. Das Land Berlin hat das innovative Begleitinstrument in einem Pilotprojekt entwickelt. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte an Berufsschulen profitieren davon gleichermaßen.

Jugendliche stehen mit Smartphones vor großem Monitor und Fachpraxislehrkraft
"Ein Smartphone ist nicht nur zum Spielen da": Peter Thoß (2.v.l.), Fachpraxislehrkraft an der Georg-Schlesinger-Schule in Berlin © BIBB/berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler

IBA Digital ist eine webbasierte Anwendung, die junge Menschen in den Berliner beruflichen Schulen bei der praxisnahen Vorbereitung auf eine Berufsausbildung unterstützt. Das Projekt startete 2019 als Modellversuch, an dem sich aktuell neun Berliner beruflichen Schulen bzw. Oberstufenzentren (OSZ) beteiligen. Die Schulen setzen das Werkzeug ein, um Betriebspraktika digital zu begleiten. Das sorgt für einen besseren Austausch zwischen den Jugendlichen, der Schule, der Bildungsbegleitung sowie den Betrieben. Zudem stärkt es die digitale Selbstorganisation und macht die individuelle Begleitung für alle Beteiligten „auf einen Klick“ sichtbar.

Erkennen, wie Praktikumsphasen im Betrieb laufen

Ein hoher Praxisanteil zeichnet die Integrierte Berufsausbildungsvorbereitung in Berlin aus. Ziel ist es, einen Ausbildungsplatz zu finden sowie Schulabschlüsse zu erwerben. Der Bildungsgang dauert zwölf Monate. Dabei steht pro Halbjahr eine Praktikumsphase auf dem Programm. Die Schülerinnen und Schüler gehen mindestens für vier Wochen pro Praktikumsphase in einen Ausbildungsbetrieb. „Über IBA Digital können die Lehrkräfte schnell erkennen, ob es gut läuft oder ob Unterstützung erforderlich ist“, erklärt Thoralf Rambow, Abteilungsleiter am OSZ Kommunikations-, Informations- und Medientechnik (OSZ KIM).

Alle Stationen eines Praktikums sind bei IBA Digital als Prozess hinterlegt – von der Einreichung der Bewerbungsunterlagen bis zum erfolgreichen Abschluss. Das Land Berlin hat die Prozessschritte in einer Verordnung einheitlich geregelt. Eine zentrale Rolle spielen dabei die betriebliche Lernaufgabe und das Berichtsheft. Beides fließt in die Gesamtnote ein, ebenso eine Präsentation über die im Praktikum erlernten Arbeitsabläufe. Die am Modellprojekt beteiligten Schulen verschicken über IBA Digital die Lernaufgaben und richten für jeden Teilnehmenden ein Berichtsheft ein.

Betriebliche Lernaufgaben: Arbeitsabläufe beschreiben

Ein Beispiel aus einer Tischlerei zeigt, wie eine betriebliche Lernaufgabe im Berufsfeld Holz lauten kann: Die Teilnehmenden sollen beschreiben, wie sie in mehreren Schritten eine Eckverbindung erstellt haben. Auch die dabei genutzten Werkzeuge und Materialien sind zu erläutern. Dafür gibt es in IBA Digital ein Eingabefeld, in das die Schülerinnen und Schüler ihre Beschreibung eingeben. Zusätzlich können sie selbst angefertigte Fotos auf der Internetplattform hochladen. Ein Zugriff ist per Smartphone, Tablet oder Computer möglich.

„Da viele unserer Schülerinnen und Schüler einen Flucht- oder Migrationshintergrund haben – einfache Sprache ist ja auch für Migrantinnen und Migranten wichtig, die schon länger in Deutschland leben – halten wir das Niveau bewusst einfach, um niemanden zu überfordern“, sagt Peter Naß, Fachleiter an der Max-Bill-Schule (OSZ Planen, Bauen, Gestalten).

Ein Beispiel im Bereich Medientechnik am OSZ KIM zeigt, wie eine Lernaufgabe Unterricht und Praxis verbindet: Einige Teilnehmende absolvieren ihr Praktikum in einem Handyladen. Dort lernen sie, defekte Bildschirme oder Akkus zu wechseln. Den Vorgang sollen sie in kurzen Sätzen aufschreiben und in einer Präsentation vorstellen. Betriebliche Lernaufgaben haben zum Ziel, den Aufbau beruflicher Kompetenzen zu unterstützen. Zudem soll dadurch ein Grundverständnis für betriebliche Prozesse und Produkte geschaffen werden.

Berichtsheft online führen

Auszubildende sind dazu verpflichtet, ein Berichtsheft zu führen. Wie das funktioniert und was in einen solchen Ausbildungsnachweis gehört, vermittelt IBA Digital bereits im Vorfeld. Ab der ersten Woche ihres Betriebspraktikums pflegen die Schülerinnen und Schüler ein digitales Berichtsheft. Vorteil für Lehrkräfte: „Sie erhalten das Berichtsheft nicht erst am Ende, sondern können Einträge zwischendurch bewerten und Rückmeldung geben, was zu verbessern ist“, so Abteilungsleiter Rambow.

Die Lehrkräfte sehen für jeden Teilnehmenden individuell den Entwicklungsstand. Für jede abgeschlossene Station wird ein Häkchen gesetzt. So können die Teilnehmenden ihren Fortschritt leicht nachvollziehen – das motiviert dazu, am Ball zu bleiben.

Selbstreflexion nach dem Praktikum

Um den Lernerfolg sicherzustellen, folgt nach den Praktikumsphasen eine Selbstreflexion. Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre Gedanken zum Ausdruck bringen, die ihnen zum Thema Beruf durch den Kopf gehen. „Da wir die Selbstkompetenz stärken möchten, dürfen sie selbst entscheiden, wann die Reflexion beginnt“, sagt Rambow. Ein Leitfaden mit Fragen bietet dabei Orientierung. Zum Beispiel: Was hast du gelernt? Würdest du das Praktikum noch einmal machen? Wurden deine Erwartungen erfüllt? Die Lehrkräfte können in IBA-Digital erkennen, wann Teilnehmende etwas eingetragen haben.

Kompetenzerfassung durch Lehrkräfte und Betriebe

In Berlin ist eine Kompetenzerfassung von Schülerinnen und Schülern verbindlich durchzuführen, da es Bestandteil des Zeugnisses ist. Bei IBA Digital stellen Lehrkräfte und Bildungsbegleitungen die personalen Kompetenzen fest, während die Betriebe die im Praktikum gezeigten Fähigkeiten dokumentieren. Die verschiedenen Einschätzungen fügen sich zu einem Kompetenzprofil zusammen. Dieses wird abschließend in einem IBA-Zertifikat zentral abgelegt.

Ein Praktikum gilt als bestanden, wenn die Teilnehmenden neben der Präsentation auch die betrieblichen Lernaufgaben und das Berichtsheft erfolgreich bearbeitet haben.

"Smartphone ist nicht nur zum Spielen da"

Mit IBA Digital haben die Schulen ein Begleitinstrument in der Hand, das praxisorientiert auf eine Berufsausbildung vorbereitet. „Die Schülerinnen und Schüler arbeiten selbständiger und treffen eigene Entscheidungen“, sagt Peter Thoß, Fachpraxislehrkraft an der Georg-Schlesinger-Schule (OSZ Maschinen- und Fertigungstechnik). Lehrkräfte können bei Fehlentwicklungen frühzeitig eingreifen und Hilfe anbieten. „In einem Fall war eine Lehrkraft krankheitsbedingt nicht erreichbar. Über das Tool konnten andere Lehrkräfte nahtlos die Teilnehmenden weiter betreuen, weil sie den gleichen Informationsstand hatten“, so Thoß.

Der Ablauf eines Praktikums wird in IBA-Digital einheitlich abgebildet. So können Lehrkräfte jedes einzelne Praktikum aufrufen und zur Beratung heranziehen. „Bei vielen Teilnehmenden setzt sich die Erkenntnis durch, dass ein Smartphone nicht nur zum Spielen da ist“, sagt Thoß über einen wichtigen Lerneffekt, den das Begleitinstrument mit sich bringt. Insbesondere bei jungen Geflüchteten ist zu beobachten, dass sie Lernaufgaben mit IBA Digital schneller und effizienter bewältigen können.

Auch für Betriebe stellt IBA Digital eine Arbeitserleichterung dar, ergänzt Thoß. Wobei größere Unternehmen etwas stärker profitieren, da sie im Vergleich zu kleineren Betrieben über mehr Ressourcen zur Betreuung von Auszubildenden verfügen.

Genug Freiraum bei der Einführung lassen  

Damit der Einsatz von IBA Digital gelingt, „braucht es eine Einführung für die Lehrkräfte“, so Rambow. Und den Schülerinnen und Schülern sollte genug Zeit eingeräumt werden, das Werkzeug auszuprobieren, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Als technische Ausstattung genügen ein Smartphone, Tablet oder Computer mit Internetanschluss. Im Bedarfsfall sollte die Schule mobile Endgeräte bereitstellen oder anbieten, die Aufgaben in der Schule zu bearbeiten.

Ausweitung auf weitere Berufsschulen geplant

Im Schuljahr 2019/2020 startete eine Betaversion – 150 Schülerinnen und Schüler aus sechs Berufsschulen waren mit dabei. „Mit der Corona-Pandemie gab es einen deutlichen Schub bei den Nutzerzahlen“, sagt Christin Manzke von der spx consult GmbH, die im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin für die Projektsteuerung zuständig ist. Rund 1500 Jugendliche aus neun Schulen haben IBA Digital in den beruflichen Schulen bislang genutzt. „Wir sind dabei, das Tool möglichst benutzerfreundlich zu gestalten“, so Manzke. Dabei soll der Spielraum in der Berufsfeldspezifik der einzelnen Schulen erhalten bleiben.

Fünf weitere Schulen schließen sich 2023 dem Modellprojekt an. Grundsätzlich sollen alle 44 Berliner Berufsschulen IBA Digital in der Praktikumsorganisation einsetzen können. Zudem ist eine Verzahnung mit anderen digitalen Angeboten geplant. Zum Beispiel mit der berufswahlapp, einem Lern- und Dokumentationsinstrument, das seit 2022/2023 Schülerinnen und Schüler begleitet – bei ihrer Beruflichen Orientierung an weiterführenden Schulen ab der Jahrgangsstufe 7, in der Ausbildungsvorbereitung und in Bildungsangeboten der beruflichen Schulen. Darüber hinaus ist IBA Digital dafür geeignet, dass es Berufsschulen in anderen Bundesländern für die Begleitung von Praktika einsetzen.

IBA Digital wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative Bildungsketten bis 2026 gefördert.

Links

Integrierte Berufsausbildungsvorbereitung Digital

spx consult GmbH